Während sonst in Mitteleuropa wohl kaum jemand mit seinen Sukkulenten Probleme gehabt hat, schaut es bei mir sehr übel aus. Ob es durch die Klimaerwärmung weiterhin verstärkt bei mir zu Pilzproblemen kommt wird sich weisen. Leider haben wir am Südostufer des Neusiedler Sees das Problem dass sich die Wasserfläche in Schilfzonen, Sümpfen und Moore verläuft. Wenn nun der Herbst sehr mild ist und der Wasserstand im See hoch genug, dann kriechen vom See her in Bodennähe Nebelbänke rein die für sehr hohe Luftfeuchte in den unteren 2m vom Boden weg sorgen. Ist dann die Temperatur noch durchgehend relativ hoch dann wachsen die Pilze wie verrückt. Sobald die Winterkälte kommt, ist das Spiel beendet. Ich zeige Euch ein paar Bilder damit man sieht mit welchen Problemen ich es zu tun hab. Die Agave victoria-regina wurde frostfrei überwintert und war immer unter dem Terrassendach. Also hat sie niemals ein Regentropfen erreicht. Trotzdem sah sie Ende Oktober schon miserabel aus. Man sieht daran sehr deutlich, dass ein Regendach hier wenig Sinn macht. Vergleichbar sind diese Nebel mit der Westküste Irlands. Nur ein paar Kilometer weiter im Norden tritt dieses Phänomen nur wenig oder gar nicht auf. So schaut Yucca torreyi in Neusiedl am See makellos aus. Ich überlege wirklich irgend ein Pilzmittel im Oktober zu verwenden. Aber dann ist es aus mit Biogarten. Oder habt Ihr eine Idee? Yucca brevifolia hat die letzten beiden Kaltwinter mit Dauerfrost und bis zu -16C problemlos überlebt, die seit 2007 ausgepflanzte Brevifolia hat heute schon den Schopf verloren. Etablierte Yucca faxoniana sind die einzigen ohne jegliche Pilzschäden



2007 ausgepflanzte Brevifolia ist trotz niedrigen Niederschlagswerten verfault:



Yucca Bische:



Yucca torreyi:



Yucca linearifolia Galeana hat auch mehr Schäden als sonst, allerdings ist die grüne Form völlig ohne Pilzschaden:



Auch Yucca rostrata schaut viel schlimmer aus als sonst, der Trost ist dass sich mit dem neuen Klima alles besser verwächst



So viel zum gelobten Pannonischen Klima ;-) Gut, es betrifft mich nur kleinräumig hier, wie kann man auch im ehemaligen Seeboden Sukkulenten pflanzen

lg

Thomas

Hi Thomas,
das sieht schon schlimm aus bei Dir!
...ist aber bei uns das tägliche Brot; bei mir hat der Pilz bisher mehr Yucca`s dahingerafft als die absolute Kälte.
Unsere Pflanze müssen mit den "Schmuddelwintern" lernen klar zu kommen.
Meiner Meinung nach hilft da langfristig nur harte Selektion! Kein Schutz, keine Pilzmittelchen etc.
Die Yucca-Hybriden sehe ich da künftig klar vorne!
Klar es gehen nicht alle, aber die Rumzicken fliegen aus dem Beet und eine "Neue" bekommt ihre Chance, wenn man dann mit den "Harten" weiterzüchtet, sollte es immer besser werden...
LG
Hardy

Hallo Thomas!

Das hätt ich mir nicht gedacht dass sowas bei dir passiert, bei Christian wirds wohl etwas besser sein und bei Robert wirds diese Probleme nicht geben. Du hast das ja im Herbst schon gespürt weil du die da was wegen Pilzprophylaxe gepostet hattest. Das wächst sich bei dir bestimmt wieder schnell aus, hilft derzeit nur Radikalschnitt. Bei mir ähnliches Spektakel, nur dass das Verpilzte plattgedrückt ist.
Mit solchen Kackpflanzen kann ich auch dienen, z.B
Aloifolia x (stricta x arkansana)


Auch von heute: Meine brevifolia hatte idealen Schutz, die sieht super aus. Hatte noch nie Probleme all die Jahre. Schade um deine....

Pfannkuchenglauca heut nach Schneefall und Regen:


Lg.Tom|addpics|89x-12-74be.jpg-invaddpicsinvv,89x-13-119c.jpg-invaddpicsinvv,89x-14-6062.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|

Hallo Thomas,

ersteinmal begrüße ich es, daß du dies hier thematisiest und auch die Bilder zeigst. Das gehört halt leider manchmal auch dazu.
Was mich am meisten interessiert, ist das jetzt ein Ausnahmewinter (im negativen Sinne) für Dich, oder sind die Probleme, so wie du sie schilderst alljährlich ähnlich?
Vieles funktioniert halt für ein paar Jahre und ist dann doch, machmal sogar aus unerklärlichen Gründen irgendwann eingegangen. Klimaerwärmung hin oder her, wo man sich (zumindest bei mir) auf jeden Fall verlassen kann ist, daß jedes Jahr wettermässig anders verläuft. Man kann sich hier im Zentrum Mitteleuropas einfach auf keine stabilen Wetterlagen verlassen. Da müssen die Pflanzen mit klarkommen, nicht nur 3 oder 4 Jahre.
Trotzdem hätte ich diese Auswirkungen bei dir nicht erwartet. Als ich die Überschrift gelesen hatte, dachte zuerst, es wäre nicht ernst gemeint.
Vielleicht ist es bei dir im Sommer schon zu heiß und trocken und die Pflanzen gehen gestresst in die Winterruhe ?
Daß die Agave v.-r. schon im Oktober mies ausgesehen hat wundert mich sehr, da war selbst bei uns noch gefühlt Sommer.
Das dauert ja mehrere Jahre (unter guten Bedingungen) bis die wieder ansehnlich ist, wenn sie überhaupt zu retten ist.
Ich hätte sie längst entsorgt.

Hallo an alle,

Yucca torreyi funktioniert hier problemlos aber eben nicht genau hier am Südostufer. Ich bin mir sicher dass Andau die Probleme nicht hat. War vor einer Woche bei der Y. torreyi in Neusiedl und die hat keinen einzigen Pilzfleck. Es ist dieses Phänomen ein ganz anderes als das was Ihr aus Deutschland und dem Schmuddelwetter im Winter kennt. Die stärksten Schäden entstanden bei wolkenlosem Himmel Ende Oktober bei tagsüber rund +15 Grad und eben sehr nässegesättigter Luft in der Nacht. So arge Schäden hatte ich noch nie! Ein paar Agaven die vom Sämling weg schon 15 Jahre im Freien wachsen haben erstmals arge Pilzflecken die den Tod so mancher Pflanze bedeuten können. Der Grund war um ich das gezeigt habe ist erstens damit man hier mal thematisiert dass auch Pilz auftreten kann wenn es nicht regnet oder grauer Himmel ist und zum zweiten damit ihr mal seht was für spezielle Probleme ich hier habe. Das tritt allerdings nur ganz lokal auf wenigen Quadratkilometern auf. Meine Sorge ist nur dass durch die Klimaerwärmung und die höheren Temperaturen das Problem in meinem Garten größer wird. Denn der Sonnenstand bleibt niedrig um Winter und so können die Pilze wie verrückt wachsen. Die früheren gleichmässig kalten Winter waren für die Sukkulenten viel besser. Christian in Gols denke ich wird dieses Problem kaum haben. Weiter im Norden herrschen andere Winde über dem See und der nächtliche Kriechnebel oder diese feuchten Luftpakete vom See sind seltener.

lg

Thomas

Ich hab was vergessen. Die Yucca Hybriden schneiden bei mir leider auch immer schlecht ab weil sie hier stark verpilzen. Mit Abstand am besten kommt hier Yucca faxoniana durch den Winter, dicht gefolgt von Yucca linearifolia und Yucca thompsoniana. Yucca rostrata wächst zwar wie Feldsalat neigt aber doch auch zum Verpilzen.

Ich werd einfache den See abpumpen dann ist das Problem gelöst

lg

Thomas

Aja! Ich sollte vielleicht noch mal den meteorologischen Hintergrund erläutern. Durch die Klimaerwärmung bleibt das Wasser des Neusiedler Sees im Spätherbst viel wärmer als früher. Durch den tiefen Sonnenstand und der schnellen Auskühlung des Umlandes verdunstet nachts auch bei wolkenlosem Wetter viel Wasser und legt sich im Uferbereich wie sehr starker Tau ab. Das passiert auch bei relativ hohen Temperaturen, es braucht nur die Temperaturdifferenz zwischen Wasserfläche und Boden groß genug sein.

lg

Thomas

Hallo Hardy,
genau was du schreibst ist auch meine Meinung.
Ich habe fast ausschlieslich Y. Hybriden im Beet und habe damit seid 2012 mit ganz wenigen Ausnahmen sehr gute Erfahrungen gemacht.
Allerdings habe ich natürlich darauf geachtet das schon die Eltern der Kombinationen in Bezug auf Pilzbefall, Nässeferträglichkeit
in der kalten Jahreszeit und Frosthärte keine Weicheier sind. Auch in diesem Frühjahr hält sich der Pilzbefall bis jetzt in Erträglichen Grenzen.
Alle Blätter an denen ich Pilzbefall gesehen habe die habe selbstverständlich sofort abgeschnitten und die Pflanzen sehen jetzt wieder gut aus.
Bei mir bleibt auch kein Blatt an der Pflanze das aus Altersgründen abstirbt und sich zu Boden neigt.
Ich gehe davon aus das man sich in diesem ganzen abgestorbenen Blattwerk in unserem feuchten Klima die Pilze regelrecht züchtet.
Am Naturstandort wo ja ein sehr trockenes Klima herrscht da hat der Pilz auch in einem Wust von abgestorbenen Blättern keine Schangse.

Sonnige Grüße aus Yucca Grande

Erich

Wetterkapriolen gibt es immer. Auch wenn Yuccas wie ev. Y. brevifolia bei dir oberirdisch verschwinden sollte: 1-2 Jahre warten lohnt sich. In der Sukkulenten-Sammlung Zürich hatten damals meine Gärtner die Schildchen einer vermeintlich toten Yucca entfernt und dann wusste man 2 Jahre später nicht mehrt, was da "plötzlich" wächst... Tatsächlich können auch in Durchschnittswintern lokal tödliche Krankheiten auftreten, die aber oftmals nicht wirklich die ganze Pflanze als solches betreffen - Geduld ist gefratgt... Good luck!

Servus Thomas,

Danke für den Tipp. Aber oberirdisch werde ich die Y. brevifolia wohl abschneiden können, oder? Schaut ja nicht so attraktiv aus. Regenerieren werden sich beide (!!!) Brevifolias wohl nur aus der Basis. Hab da keine Erfahrung

lg

Thomas

Hallo Thomas
Ja, erfreulich ist das nicht, aber Geduld ist gleichwohl angezeigt. Oberirdisch Abgestorbenes wergzunehmen/abzuschneiden ist nicht das Problem, das Wegnehmen/Vergessen des Schildchens aber schon. Wie erwähnt kann selbst nach 2-3 Jahren wieder ein Austreiben aus Wurzelresten erfolgen... :-)

Hallo liebe Yuccapflegenden,

auch bei mir zeigt sich ein differenziertes Bild was das Ausmaß an Pilzbefall angeht.
Allerdings sehe ich einige Tendenzen.
1. Je kleiner die Pflanzen desto pilzanfälliger. Kleinere Y. rostrata sehen deutlich schlechter aus als die großen Exemplare mit Stamm.
hier mal eine Y. rostrata, quasi ohne Befall


2. Einige Arten sind weniger vom Pilzbefall betroffen als andere. Y. thompsoniana ist stark befallen, Y. rostrata schon weniger.
Y. faxoniana und linearifolia haben wenig Probleme
Kleine Y. linearifolia


große Y. faxoniana mit einer großen Y. rostrata fast ohne Befall


2. was für die Arten gilt, bestätigt sich auch bei den Hybriden
Hybriden mit Y. linearfolia-Genen meistern die feuchte Jahreszeit recht gut
'Tarantino Ice', Y. xfloribunda x linearifolia


Y. linearifolia x (glauca x recurvivolia), 2017 ausgesät und als sechsmonatiger Sämlinge ausgepflanzt, ohne Schutz


ebenfalls gut schlagen sich Hybriden mit Y. pallida-Genen. Vor allem das stahlblaue Blatt kommt gut rüber
Y. thompsoniana x pallida


weniger gut schlagen sich Hybriden mit Y. rostrata
Y. gloriosa x rostrata


noch etwas Eigenwerbung, meine Trollinger, Syrah, Zweigelt und St. Laurent sehen auch sehr gut aus.
Hier mal die St. Laurent

Hallo Thomas,

ja sicher, entscheidend für den Pilz ist die Luftfeuchtigkeit im Winter. Dafür ist Regen nicht zwingend nötig, er verstärkt und optimiert natürlich die Voraussetzungen für Pilzbefall.
Ich habe schon etliche Pflanzen trotz Regenschutz verloren, selbst Topf- und Kübelpflanzen, die draussen regengeschützt standen sind am Ende verfault.
Viele Pflanzen gehen also (zumindest für mich) grundsätzlich nicht, egal, wie man kultiviert, dazu gehören zum Beispiel Yucca baccata, utahensis, brevifolia, harrimanniae, aber auch Agave utahensis mit allen Varietäten. Da hab und will ich mittlerweile nix mehr von. Ich will optisch ansprechende Pflanzen im Garten sehen. Es gibt genug, was funktioniert.

Der Pilz und seine Sporen sind immer da, aber es gibt Voraussetzungen, damit er bei den Pflanzen auftritt und Schäden verursacht. Schaden kann der Pilz nach meinen Beobachtungen nur ausserhalb der Vegetationszeit, er braucht ein gewisses Temperaturfenster (ca. 10-15°C), drüber und drunter ist ungünstig für den Pilz, und natürlich hohe Luftfeuchtigkeit. Ausserdem hat jede Pflanze eine andere Resistenz (genetisch) gegen den Pilz, und auch Haltungsbedingungen spielen eine Rolle. Eine lange Vegetationszeit mit ausreichend Sonne und Wasserversorgung sind ebenfalls nötig, Dann geht die Pflanze gestärkt in die Winterruhe. Eine Yucca- Blüte ist ebenfalls nachteilig für den Pilzbefall, dies schwächt die Pflanze. Eine Yucca, die im letzten Jahr geblüht hat sieht nach dem Winter pilzmäßig immer schlechter aus, als eine Vergleichspflanze, die nicht geblüht hat.
Je schneller und stärker eine Yucca im Winter verpilzt, umso gartenuntauglicher ist sie letztendlich. Jeder muß für sich selbst entscheiden, was für ihn noch tolerierbar ist, und was nicht, und ob man damit leben kann, wenn eine Yucca alle paar Jahre oberirdisch abfault und aus dem Rhizom wieder austreibt.
Dein Garten ist nunmal da wo er ist. Es klingt vielleicht pragmatisch, aber genauso ist es nunmal.
Ich habe keine Erfahrungen mit Mitteln gegen Pilz, bin da aber eher pessimistisch, und willl es selber auch gar nicht ausprobieren.

Die Frage bei Dir ist ja, warum tauchen die Schäden bereits im Oktober auf, wo die Pflanzen doch eigentlich nach einer langen Vegetationszeit noch wiederstandsfähig sein sollten und wahrscheinlich sogar noch wachsen. Vielleicht stresst die Pflanzen ja auch zuviel Hitze und Trockenheit im Sommer, das vermindert ebenfalls die Wiederstandsfähigkeit für die Winterruhe.